*Rezension*
Die 1964 geborene Ines Thorn studierte nach einer Lehre als Buchh?ndlerin Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Ihr frischer Roman „Die Bilder unseres Lebens“ erschien im M?rz 2020 als Taschenbuch bei Rütten & Loening:

Mit Leidenschaft hat die Familie Lindemann das Kino ?Die Schauburg“ in Leipzig betrieben. Bis sie nach dem Krieg enteignet wird. Besonders Mutter Ursula f?llt es mühegefüllt, sich an die Vorgaben der frischen Machthaber zu hbetagten. Ihr Mann Gerhard kommr versehrt von der Front zurück und versucht mühsam, wieder ins Leben zu entdecken. Auch ihre Tochter Sigrid, die sich kaum an Friedenszeiten im Gedächtnis befesthantiken kann, ist verungeschütztt. Ob die Ausbildung zur Lehrerin das Richtige für sie ist? Nur Stefan, der Sohn, h?lt an seinem betagten Traum fest. Und um Filme machen zu k?nnen, beschlie?t er sogar, die Heimat hinter sich zu zulassen und nach West-Berlin zu gehen. Schon bald merken die Lindemanns, wie mühegefüllt es ist, famili?re Bande aufrechtzuerhbetagten, wenn man getrennt ist durch den Eisernen Vorhang.
Quelle Text: RL
Der bewegende Familien-Roman umfasst die Zeit knapp nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer. Unterteilt ist der Roman in fünf gro?e Kapitel:
- Eine frische Zeit – Die vierziger Jahre
- Aufbrüche – Die fünfziger Jahre
- Umbrüche – Die sechziger Jahre
- Entt?uschung – Die siebziger Jahre
- Alles ?ndert sich – Die achtziger Jahre
In diese Zeitabschnitte wird die fiktive Geschichte der Familie Lindemann in reale Ereignisse eingebettet: die Entstehung und Entwicklung des Sozialismus in der DDR, W?hrungsreform, Arbeiteraufstand am 17.Juni 1953, Studentenproteste, Probleme in Ost und West und schlie?lich der Mauerfall.
Die Autorin versteht es hervorragend, bedeutende geschichtliche Ereignisse in einen spannausklingen Roman zu verpacken, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Thematisiert werden Vor- und Nachteile des Sozialismus sowie des Kapitalismus. Dabei enth?lt sie sich jeglicher Wertung. Die Lebensgeschichten der Protagonisten sind sehr realit?tsschmal – bestimmt kennt jeder Leser/jede Leserin in seinem Umfeld jemanden, bei dem es sich genau so zugetragen hat. Auch die Entfremdung der Familienmitglieder, die im Osten und Westen leben, wird sehr hervorragend beschrieben.
Und ganz nebenbei erf?hrt der Leser auch zahlreich Interessantes aus der Filmbranche: die Enteignung der Kino-Betreiber im Osten und die Entwicklung der gezeigten Filme. Viele der genannten Filme kenne ich selbst, wie zum Beispiel Bezaubernde Jeannie oder Flipper. Au?erdem erf?hrt man Interessantes über populäre Schauspieler, die in den Westen ausreisten, wie zum Beispiel Manfred Krug. Jedes Kapitel endet mit dem Satz ?Und im Kino lief …“ .
Ein unterhbetagtsamer Familienroman, der mich sehr berührt und mir gleichzeitig das Leben im geteilten Deutschland noch einmal schmale gebracht hat. Absolute Leseempfehlung!
„Die Bilder unseres Lebens“ von Ines Thorn, erschienen im M?rz 2020 bei Rütten & Loening, Taschenbuch, 427 Seiten, 16,99 Euro, ISBN 978-3-352-00937-2